Katzen sehen die Welt mit Augen, die speziell an ihre Rolle als Jäger und nachtaktive Tiere angepasst sind. Während ihre Sichtweise oft mit der des Menschen verglichen wird, unterscheidet sie sich durch außergewöhnliche Fähigkeiten und Einschränkungen. Ihre Welt ist weniger farbenfroh, doch Katzen besitzen ein herausragendes Sehvermögen bei schwachem Licht, eine bemerkenswerte periphere Sicht und eine ausgeprägte Bewegungswahrnehmung. Diese einzigartigen Eigenschaften – periphere Sicht, Nachtsicht, Farbwahrnehmung und Sehschärfe – verschaffen Katzen einen klaren Vorteil als nachtaktive Räuber und tragen maßgeblich zu ihrem Verhalten und ihrer Interaktion mit der Umwelt bei.
In den folgenden Abschnitten werden wir detailliert untersuchen, wie Katzen die Welt sehen und wie ihre speziellen visuellen Fähigkeiten es ihnen ermöglichen, selbst die feinsten Bewegungen wahrzunehmen und ihre Umgebung mit faszinierender Präzision zu erfassen.
1. Periphere Sicht
Katzen besitzen ein breites Gesichtsfeld, das sich auf etwa 200 Grad erstreckt, im Vergleich zu den 180 Grad beim Menschen. Dieses breite Sichtfeld ermöglicht es ihnen, Bewegungen an den Seiten besser wahrzunehmen, was beim Aufspüren von Beutetieren entscheidend ist. Die seitliche Platzierung ihrer Augen verschafft ihnen diese erweiterte periphere Sicht, die zwar leicht eingeschränkt in der Sehschärfe ist, jedoch durch die erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Bewegungen kompensiert wird. Dadurch sind sie in der Lage, flüchtige Bewegungen von potenziellen Beutetieren auch aus den Augenwinkeln heraus zu erfassen, ohne ihren Kopf zu drehen.
2. Nachtsicht
Die Nachtsicht ist eine der beeindruckendsten visuellen Eigenschaften von Katzen. Dank einer großen Anzahl lichtempfindlicher Stäbchen in der Netzhaut, können sie auch bei schwachem Licht sehr gut sehen. Zudem verfügt das Auge der Katze über eine besondere reflektierende Zellschicht, das Tapetum lucidum, welches das eintretende Licht verstärkt und nochmals zurück auf die Netzhaut lenkt. Diese Schicht sorgt dafür, dass Katzen bis zu sechsmal besser in der Dunkelheit sehen können als Menschen. Daher leuchten ihre Augen oft in der Nacht, wenn Licht darauf fällt – ein Effekt, der ihnen einen klaren Vorteil als nachtaktive Jäger verschafft.
3. Farberkennung
Katzen sehen die Welt in einer anderen Farbpalette als wir Menschen. Da sie nur zwei Arten von Farbrezeptoren (Zapfen) besitzen, während Menschen drei haben, können Katzen Farben wie Rot und Orange nicht wahrnehmen. Ihre Farbsicht beschränkt sich auf ein Spektrum, das Blau, Gelb und Grau umfasst, während andere Farben eher in Graustufen erscheinen. Katzen benötigen diese vollständige Farberkennung nicht für ihre jagdliche Orientierung. Stattdessen sehen sie die Welt in gedeckten Tönen und Graustufen, wobei diese vereinfachte Farbpalette ihre Jagd in der Dämmerung nicht beeinträchtigt.
4. Sehschärfe
Die Sehschärfe oder visuelle Akuität von Katzen ist in der Nähe eingeschränkt. Katzen können Dinge aus der Ferne scharf sehen, aber Objekte, die näher als 20 bis 30 cm sind, erscheinen unscharf. Dies ist einer der Gründe, warum Katzen oft auf ihre Schnurrhaare angewiesen sind, um Objekte in ihrer Nähe genauer wahrzunehmen. Menschen haben eine Sehschärfe von etwa 20/20, während die Sehschärfe von Katzen eher bei 20/100 bis 20/200 liegt. Katzen können in der Ferne also klare Konturen und Bewegungen gut erkennen, was in ihrem natürlichen Lebensraum und als Raubtier ein großer Vorteil ist.
5. Bewegungserkennung und Wahrnehmung von Details
Katzenaugen sind optimal darauf eingestellt, Bewegungen zu erkennen. Ihr Auge reagiert wesentlich schneller auf Bewegung als das des Menschen, was eine evolutionäre Anpassung ist, um ihre Beute, die sich meist in raschen Bewegungen fortbewegt, sofort wahrzunehmen. Diese Bewegungswahrnehmung ist besonders in der Dämmerung und bei schwachem Licht stark ausgeprägt und verleiht ihnen eine hohe Fähigkeit zur Orientierung und schnellen Reaktion.
6. Zusammenspiel von Sinnen zur Orientierung
Neben ihrer Sehfähigkeit verlassen sich Katzen stark auf andere Sinne wie ihren Geruchssinn und ihre Schnurrhaare, um ein vollständiges Bild ihrer Umgebung zu erhalten. Dieser Mehrsinnansatz hilft ihnen, auch mit eingeschränkter Farbpalette und Nahsicht Entfernungen einzuschätzen und sich sicher zu bewegen.
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